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Netzwerktreffen

Netzwerktreffen für Unternehmen vor Ort

Rund 50 Unternehmerinnen und Unternehmen aus Urbach trafen sich am 08. März 2023 bei der Karl DUNGS GmbH & Co. KG. Eingeladen hatten die IHK und die Wirtschaftsförderung Rems-Murr sowie die Gemeinde Urbach. Die Idee für die Veranstaltung entstand aus einem Gespräch zwischen Geschäftsführer Karl Dungs und Bürgermeisterin Martina Fehrlen. Nach der Pandemie hat man sich vielerorts aus den Augen verloren. Aufgrund des Generationenwechsels in vielen Unternehmen kennen sich die jetzigen Geschäftsführer oftmals nicht. Die klimaneutrale Gewerbeentwicklung in Urbach ist ein Thema, dass alle betrifft. Um Projekte gemeinsam umzusetzen muss man sich auch auf Geschäftsführungsebene persönlich kennen.

Klimaneutralität durch Technik und Unternehmerisches Handeln

Der „Green Deal“ der Europäischen Union sieht vor, dass bis 2050 die Netto-Emissionen von Treibhausgasen auf null reduziert werden und Europa somit als erster „Kontinent“ klimaneutral wird. Damit die Unternehmen ihren CO² Fußabdruck hin zur Klimaneutralität optimieren können müssen sämtliche Prozesse in den Blick genommen werden. Wann braucht der Betrieb Strom, Wärme oder Kälte und wieviel? Wieviel Abwärme entsteht bei der Produktion und kann diese anderweitig genutzt werden? Können energieintensive Prozesse zu Zeiten durchgeführt werden, zu denen viel Strom aus Photovoltaik von den eigenen Dächern vorhanden ist? Wann wird der Fuhrpark geladen? Wie können Energiespitzen gepuffert werden? Die „Heizungszentrale“ der Zukunft ist intelligent und speist sich aus unterschiedlichen Energiequellen. Durch einen ganzheitlich nachhaltigen Ansatz können sich die Betriebe den ökologischen und technischen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft stellen. Ein Thema, das auch für Bürgermeisterin Martina Fehrlen im Zuge der kommunalen Wärmeplanung hohe Priorität hat.

Grünes Industriequartier in Urbach

Karl Dungs stellte seine Vision eines grünen Industriequartiers für Urbach vor. Zu den Herausforderungen unserer Gegenwart und vielmehr noch unserer Zukunft zählen steigende Energiekosten, technologische Entwicklungen sowie der Klimawandel und die damit einhergehende Verschärfung bei Umweltauflagen. Durch Vernetzung und gemeinsames Handeln der Industriebetriebe können große Synergieeffekte entstehen. Die hohen Kosten und die großen Vorteile einer intelligenten Energiezentrale können auf ein Quartier umgelegt werden, so dass alle Beteiligten davon profitieren. „Wir brauchen Puffer und müssen lernen zu teilen“ stellte Karl Dungs fest. Daneben unterstrich er sein Interesse an einer nachhaltigen Gewerbeentwicklung auch in den Schraienwiesen.

Green Factory: die CO²-neutrale Fabrik

Das Thema Wasserstoff wurde im Vortrag von Karl Dungs in den Mittelpunkt gestellt. Er sieht ihn als Gas der Zukunft und als Bindeglied für nachhaltige Sektorkopplung von Strom, Wärme und Verkehr. Im Vortrag von Markus Heigele von der Firma Alois Müller (Technologiepartner für technische Gebäudeausrüstung) wurde die Vorstellung einer CO²-neutralen Fabrik zur Wirklichkeit.  Mit Photovoltaikanlage, Blockheizkraftwerk, Holzpelletkessel, Wärmerückgewinnung über Abwärme aus Druckluft, Heizwasser-Pufferspeicher (power-to-heat), Stromspeicher und flexibilisierte Prozesse ist das Memminger Unternehmen für die Zukunft bestens aufgestellt. Die Firma Alois Müller berät und unterstützt Mittelständische Unternehmen auf dem Weg hin zur Klimaneutralität nicht nur, sondern setzt diese auch technisch vollumfänglich um.

Vernetzung und Austausch
Die Unternehmerinnen und Unternehmer nutzten die Möglichkeit zum gegenseitigen Kennenlernen und zum Austausch. Trotz voller Terminkalender wurde auch nach Ende des offiziellen Teils weiter angeregt diskutiert. Die klassische Visitenkarte hatte einen reißenden Absatz. „Die Veranstaltung war ein großer Erfolg“ stellte der Kreiswirtschaftsförderer Dr. Timo John fest. Im nächsten Jahr ist eine Fortsetzung geplant.

Vortrag Sektorkopplung (2,618 MB)

Vortrag Alois Müller (2,665 MB)

3. Urbacher Unternehmerforum 2011

„Leute, die sich vor einen Castortransport ketten, sind die dem Staat am meisten vertrauenden Menschen“
 
Prof. Dr. Armin Nassehi sprach zum Thema „Krise“ und über Politik als Kunst, Vertrauen in Zukunftsversprechungen zu schaffen
 

Bürgermeister Jörg Hetzinger freut sich über zahlreiche Gäste beim 3. Urbacher Unternehmerforum 2011.

Bürgermeister Jörg Hetzinger konnte am Mittwoch, 30. November 2011 erneut über 100 Gewerbetreibende aus Urbach sowie weitere namhafte Gäste aus Politik und Wirtschaft zum Urbacher Unternehmerforum begrüßen. So nutzten beispielweise der Landtagsabgeordnete Claus Paal und der Vizepräsident der Handwerkskammer der Region Stuttgart, Roland Wöhr, die Gelegenheit, mit Urbacher Unternehmern bei einem kleinen Imbiss ins Gespräch zu kommen und sich kennenzulernen.Neben der Möglichkeit zum Networking und zum Erfahrungsaustausch bot die Gemeinde Urbach ihren Unternehmern dieses Jahr zum dritten Mal einen Vortrag mit aktuellem Bezug, diesmal aus dem Bereich der Soziologie.

„Die Fähigkeit Innovationen hervorzubringen, bestimmt unser Schicksal“. Mit diesem Zitat des ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog leitete Bürgermeister Hetzinger zum Hauptredner des Abends über. Prof. Dr. Armin Nassehi, Professor für Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, sprach zum Thema „Der Ausnahmezustand als Normalfall“ und stellte gleich zu Beginn seines Vortrags eine grundlegende These auf: „Gesellschaften, die nicht auf Innovation verzichten können, sind permanent in der Krise“. Beispiele nannte er zuhauf: Die Überbevölkerung und zugleich die Unterbevölkerung, letztere beispielsweise in Teilen Ostdeutschlands. Das demographische Problem der Überalterung und zugleich die sozialen Probleme in Ländern, in denen die Gesellschaft überwiegend aus jungen Menschen besteht. Migration, Börsencrashs, Umweltzerstörung – stets werde auf Krisen mit der Diagnose reagiert, dass Fehler gemacht worden seien oder dass es sich um ein moralisches Problem handle, und Einzelne sich einfach besser verhalten müssten. Aber: „Wenn sich die Krise so lösen ließe, dann wär sie bereits weg“. Was überhaupt eine Krise sei, hänge vor allem mit der Wahrnehmung und mit dem Vertrauen der Menschen zusammen. „In meiner Ente, in der ich mich als Fahranfänger so frei fühlte, fühle ich mich heute nicht mehr sicher“. Auch Protest könne ein Ausdruck von Vertrauen sein: „Leute, die sich vor einem Castortransport an die Schienen ketten, sind die dem Staat am meisten trauenden Menschen unserer Gesellschaft. Denn sie sind sich ganz sicher, dass der Zug angehalten werden wird“. Die Rolle der Politik in der Krise beschrieb Nassehi treffend: „Es werden Probleme gelöst und diese sind dann der Ausgangspunkt für neue Probleme“. Endgültige und aus jeder Perspektive „richtige“ Lösungen könne es nicht geben, da verschiedene Teilbereiche der Gesellschaft auf verschiedenen Logiken basierten.

Prof. Dr. Armin Nassehi, Institut für Soziologie, LMU München

Kernpunkt sei dabei die unterschiedliche Logik von Wirtschaft und Politik: „Wenn es ökonomisch plausibel wäre, Griechenland aus der Eurozone auszuschließen, kann es trotzdem sein, dass das politisch nicht sinnvoll ist“. Während es in der Politik darum gehe, Entscheidungen zu treffen, die auch von Minderheiten akzeptiert werden könnten, und somit den friedlichen Fortbestand der Gesellschaft zu sichern, stehe in der Ökonomie stets der Umgang mit knappen Gütern im Vordergrund. Politik hingegen sei „die Kunst, Vertrauen auf Versprechungen zu produzieren“, da es in der Politik immer um Zukünftiges gehe. Entscheidend sei es, diese unterschiedlichen Logiken zu kennen. 

Die Zukunft der modernen Gesellschaft hänge davon ab, inwieweit unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen fähig seien, die Kulturen und die Logiken anderer Bereiche zu verstehen. Allen Anwesenden wird wohl das Beispiel eines Suizids im Krankenhaus im Gedächtnis bleiben, welcher von den Medizinern aus völlig anderer Perspektive betrachtet wird als von den Seelsorgern und von diesen wiederum ganz anders als von der Krankenhausverwaltung. Dabei sei keine Perspektive „richtiger“ als die andere und letztlich könne die Krise nur gemeinsam gemeistert werden. Spezialisierung sei notwendig, jedoch müssten die einzelnen Bereiche ihr „Säulendenken“ ablegen: „Überall wo Innovation stattfindet, sitzen Leute, die über ihren Tellerrand hinausschauen“. 

Prof. Dr. Armin Nassehi Prof. Dr. Armin Nassehi ist als Autor sowie als Redner und Berater in verschiedenen Branchen und Organisationen tätig und wurde von den Studenten der LMU München zum besten Redner der Universität gewählt. In der br-alpha-Sendereihe „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ erklärt er dem Publikum auf unterhaltsame Weise, wie unsere Gesellschaft funktioniert.

2. Urbacher Unternehmerforum 2009

Prof. Dr. Bernd Nolte, Kenner der Bankenszene von der Stuttgarter 4P Consulting, malte ein eher düsteres Bild über die weitere Entwicklung auf dem Bankensektor und an den Börsen dieser Welt.

Trotzdem waren die knapp 200 Besucherinnen und Besucher beim 2. Urbacher Unternehmerforum am vergangenen Donnerstag, 5. März 2009, in der Auerbachhalle voll des Lobes über diese in jeder Hinsicht niveauvolle Veranstaltung. Nach 2006 fand diese Gemeinschaftsveranstaltung des Arbeitskreises Wirtschaftsförderung und der Gemeinde Urbach zum zweiten Mal statt und wiederum konnte Bürgermeister Jörg Hetzinger eine Reihe namhafter Vertreter aus Wirtschaft und Politik begrüßen, unter anderem den Landtagsabgeordneten Hans Heinz, Landrat Johannes Fuchs nebst Gattin Evi sowie Vorstände bzw. Direktoren der Volksbank Rems, der SWN Kreissparkasse und der Raiffeisenbank Urbach, Manfred Wünsche, Ralph Walter sowie die Herren Detlef Langer und Bruno Hack. Ebenfalls einen Willkommensgruß entbot der Bürgermeister Vertretern der Berufsschulen, der Arbeitsagentur, der Industrie- und Handelskammer und des Urbacher Gemeinderats und des Gewerbevereins.

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Rund 200 Gäste konnte Bürgermeister Jörg Hetzinger beim 2. Urbacher Unternehmerforum in der festlich dekorierten Auerbachhalle begrüßen.


In seiner Begrüßungsrede machte der Urbacher Bürgermeister deutlich, das auch die Industriebetriebe in Urbach und Umgebung kaum etwas zu lachen hätten. Schlagzeilen in der Presse wie „Maschinenbau bricht massiv ein“ ließen befürchten, dass neben der Automobilindustrie eine weitere Schlüsselindustrie in unserer Region massiv von der Krise betroffen sein werde. Trotzdem hielt es Jörg Hetzinger in seiner Rede mit dem Philosophen Ernst Bloch, der einmal sagte: „Wenn wir zu hoffen aufhören, kommt, was wir befürchten, bestimmt“. Weiter bedankte sich Bürgermeister Hetzinger sich bei den Anwesenden für eine deutliche Verbesserung der Lehrstellensituation in unserer Gemeinde in den vergangenen Jahren. Er appellierte in diesem Zusammenhang, den Jugendlichen trotz zurückgehender Umsätze auch weiterhin eine Chance auf einen Ausbildungsplatz zu geben, der ihren Fähigkeiten und Neigungen entspricht. Auch zeichnete Jörg Hetzinger ein Bild von dem, was die Gemeinde in den nächsten Jahren für die Kinder und Jugendliche zu tun gedenkt. So werde neben der bereits eingeführten Ganztagesbetreuung von Schulkindern an der Wittumschule auch die Kleinkindbetreuung von Kindern unter drei Jahren ausgebaut, um für die Urbacher Familien die Vereinbarkeit von Familie und Beruf noch verbessern. Hierbei werde an den Bau eines Kinderhauses gedacht. Im Rahmen des Leitbildprozesses werde die Gründung einer Kinderstiftung diskutiert, mit der insbesondere auch Kindern aus wirtschaftlich schwächeren Familien ein gewisses Maß an Chancengleichheit bei Erziehung und Bildung ermöglicht werden könnte. Für dieses Projekt warb der Bürgermeister durch direkte Ansprache der Gäste an diesem Abend. Schlussendlich bedankte sich Bürgermeister Jörg Hetzinger als Gastgeber bei den Unterstützern und Sponsoren des Unternehmerforums, als da wären: die EnBW, der Gewerbeverein Urbach, die Industrievereinigung Urbach, den Urbacher Mineralquellen, der Firma Vossloh-Schwabe und allen voran der Hauptsponsor des Unternehmerforums, die Volksbank Rems, die die Bezahlung des Honorars für den Referenten Prof. Dr. Bernd Nolte übernommen hatte.

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Gemeinderätin Daniela Kurz sprach für den Arbeitskreis „Wirtschaftsförderung“ ein Grußwort und vermochte dabei mit einer amüsanten Glosse über den wirtschaftlichen Aufstieg und Fall einer Stuttgarter Kneipe zu unterhalten.

Der gelernte Bankkaufmann und studierte Volkswirt Dr. Nolte nahm in seinem rund einstündigen Vortrag über die weltweite Banken- und Wirtschaftskrise kein Blatt vor den Mund und zeigte seiner gespannt lauschenden Zuhörerschaft schonungslos Ursachen und Auswirkungen der Misere auf. Kein gutes Haar ließ er dabei an den Großbanken, die der Öffentlichkeit nicht nur in der Vergangenheit, sondern selbst jetzt noch ein Trugbild vor Augen hielten. Das Tricksen, Täuschen und Tarnen gehe immer noch weiter, so Dr. Nolte. Einen Grund für die Krise sah Dr. Nolte in der Tatsache, das „zum Teil einfachste Wahrheiten nicht beachtet“ worden seien. Leuten wie dem Deutsche Bank-Chef Ackermann bescheinigte Dr. Nolte, dass sie mit Forderungen nach einer 25%-Rendite den Blick für das real Machbare komplett verloren hätten. Die große Masse des auf der Jagd nach höchsten Renditen befindlichen Geldes floss bekanntlich in die USA, wo die Finanzmarktkrise infolge des dortigen Immobilien-Crashs ihren Anfang genommen habe. Hätten es die Finanzhaie doch bestens verstanden, faule, aber bestens geratete Immobilienkredite weiter zu verscherbeln. Dies sei in etwa so, wie man eine Schinkenwurst aus Gammelfleisch herstelle, diese dann fein portioniere, sie hübsch verpacke und sie dann verkaufe, wohl wissend, dass der Käufer davon „die Scheißerei bekommt“, wie sich der Referent wörtlich ausdrückte. Auch für die Zukunft erwartet Nolte nichts Gutes. Er prophezeite, dass nach der bereits begonnenen Deflation, in der die Preise zunehmend verfielen, die Wirtschaft in den Jahren 2011/2012 in eine Hyperinflation übergehe, weil die bis dahin angesammelte und aufgeblähte Geldmenge „nicht mehr zum Realwert passe“. Inflationsraten von 10% und mehr hält Nolte dann nicht für ausgeschlossen. Er plädierte nachdrücklich dafür, dass der Staat sich nach Möglichkeit aus der Bankenkrise heraushalten sollte und stattdessen einen klaren Schnitt in der Bankenszene zulassen sollte. Angesichts einer großen Anzahl „fauler“ Kredite, die erst in den nächsten 5 bis 8 Jahren fällig werden, schlage für manche Banken erst da die Stunde der Wahrheit. Insofern sei Optimismus, diese Finanz- und Wirtschaftskrise schnell zu überwinden, nach Meinung von Prof. Dr. Nolte eher nicht angebracht. Und wenn Optimismus angesagt sei, solle man vorsichtig sein, denn der Übergang von Optimismus zur Dummheit sei ein fließender, meinte Prof. Dr. Nolte am Schluss seines mit viel Beifall bedachten Vortrages.

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Prof. Dr. Bernd Nolte nahm in seinem Vortrag hinsichtlich der Ursachen und Auswirkungen der Finanzmarktkrise kein Blatt vor den Mund.


Einen gehalt- und niveauvollen Beitrag zum Abend lieferte auch das neu formierte Jazz-Quartett „Urbach Süd“, das ausschließlich aus Urbacher Musikern besteht. Der alte (Jazz-)Hase Bernd Baur am Saxophon hat mit Sebastian Jud am Schlagzeug und dem Ausnahmetalent am Bass Benjamin Jud sowie dem mehrfachen Preisträger Marius Feilhauer am Klavier drei junge Musiker um sich geschart, die bereits heute zum Besten gehören, was sich auf diesem Sektor im Remstal in diesem Musikgenre tummelt.

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„Urbach Süd“, eine neu formierte Jazzformation, sorgte für hohes musikalisches Niveau beim 2. Urbacher Unternehmerforum.

Nach Beendigung des offiziellen Teils wurden den Besucherinnen und Besuchern des Unternehmerforums noch Häppchen und Getränke gereicht, und es bestand die Möglichkeit, das Gehörte in lockerer Runde zu diskutieren oder einfach nur Kontakte zu knüpfen, was ja auch Sinn und Zweck eines solchen Forums ist.

1. Urbacher Unternehmerforum 2006

2006 haben die Gemeinde Urbach und der Arbeitskreis Wirtschaftsförderung alle Urbacher Gewerbetreibenden zum 1. Urbacher Unternehmerforum eingeladen. Und es wird wohl nicht die letzte Veranstaltung dieser Art gewesen sein. Denn annähernd 250 Gäste, die in die Auerbachhalle gekommen waren, waren durchweg angetan.
Angetan von der Möglichkeit, einander einmal im Rahmen eines ungezwungenen „small talks“ persönlich kennen zu lernen und ins Gespräch miteinander zu kommen, beeindruckt aber auch von den griffigen Botschaften, die der Referent des Abends, der bekannte Textilunternehmer Wolfgang Grupp aus Burladingen (Trigema GmbH & Co. KG) für sein Publikum bereit hielt.
Für den musikalischen Rahmen auf der festlich geschmückten Bühne sorgte das Trio Klaus Marquardt aus Urbach (Geige), Paul Harriman (Bass) und Colin Weavill (Gitarre).

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Ein Blick in die voll besetzte Auerbachhalle beim 1. Urbacher Unternehmerforum.

Bürgermeister Jörg Hetzinger war stolz angesichts der großen Resonanz auf die im Arbeitskreis Wirtschaftsförderung geborene Idee des Unternehmerforums. In seiner Begrüßungsansprache verwies er auf die Verbindung Urbachs zur Textilbranche, handelte es sich bei der ersten Industrieansiedlung in (Unter-)Urbach überhaupt, der Firma Konrad-Hornschuch AG, die 1905 ihre Baumwollspinnerei in Urbach eröffnete, um ein Unternehmen dieser Branche. Den Unternehmern, Senator Konrad Hornschuch und dessen Sohn, Senator Willi Hornschuch, habe die Gemeinde Urbach und ihre Bürgerinnen und Bürger viel zu verdanken, beide wurden zu Ehrenbürgern ernannt. Rund 1.000 Arbeitsplätze bot Hornschuch zu seinen Hochzeiten, und viele Unterurbacher und Oberurbacher arbeiteten „beim Hornschuch“, bis 1989 der Betrieb in Urbach eingestellt werden musste. Über viele Jahre prägte dieser Betrieb die Gemeinde und ihre Menschen bis in die Familien hinein. Viele Ehrengäste durfte Bürgermeister Hetzinger willkommen heißen, darunter auch Herrn Landtagsabgeordneten Hans Heinz MdL. Bürgermeister Hetzinger bezeichnete es als eine der wichtigen Aufgaben einer Gemeinde, aktiv Wirtschaftsförderung zu betreiben. Nicht nur die Ansiedlung von neuen Unternehmen, sondern vor allem auch die Bestandspflege, d.h. der direkte und gute Kontakt zu den am Ort ansässigen Betrieben, sei sehr wichtig. Deshalb gehöre dies „bei uns im Rathaus zu den Aufgaben, denen ich mich mit ganzer Kraft annehmen möchte“. Nach der sehr erfolgreichen Leistungsschau im Frühjahr letzten Jahres sei in Abstimmung mit dem Gewerbeverein und der Urbacher Industrievereinigung durch den Gemeinderat beschlossen worden, einen Arbeitskreis Wirtschaftsförderung Urbach ins Leben zu rufen. Der Arbeitskreis setzt sich aus Vertretern der Industrie, des Gewerbevereins, des Gemeinderats und der Verwaltung zusammen. Seit Sommer letzten Jahres habe sich dieser Arbeitskreis intensiv mit den Themen Wirtschaftsförderung und Standortmarketing befasst und ein erstes Handlungskonzept entwickelt. Dem Projektteam, das der Idee eines Unternehmerforums zur Realisierung verhalf, dankte er, namentlich Frau Daniela Kurz, Herrn Klaus Göckmann, Herrn Torsten Biermann und Herrn Hermann Kratschus.

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Trigema-Chef Wolfgang Grupp (Bildmitte) im Gespräch.

Ein gutes lokales Netzwerk zwischen örtlichen Unternehmen, aber auch gut funktionierende Kontakte zur Verwaltung seien eine wichtige Voraussetzung, um gemeinsam an einem Strang ziehen zu können. Denn, so der Bürgermeister: „Nur wenn Ihre Unternehmen florieren, dient dies der Gemeinde und damit dem Wohl aller Bürgerinnen und Bürger Urbachs“. Der Standort Urbach zeichne sich durch seinen guten Branchenmix und eine günstige Verkehrslage aus. Dadurch könnten Fachkräfte leichter gewonnen werden als im ländlichen Raum. Zulieferer wie auch qualifizierte Bauhandwerksbetriebe stünden den Unternehmen in nächster Nähe zur Verfügung. Durch die Nähe zum Welzheimer Wald und zum Ostalbkreis biete Urbach Arbeitsplätze auch für viele Arbeitnehmer aus dem eher ländlichen Raum.
Bei der Politik warb Jörg Hetzinger um eine Ausnahmegenehmigung zur Ansiedlung z.B. von großflächigen Einzelhandelsbetrieben im Gewerbegebiet „Obere Mühlwiesen“. Auf diesen hervorragend geeigneten und erschlossenen, direkt an der Anschlussstelle zur B 29 gelegenen Flächen könnten sicher weitere Arbeitsplätze geschaffen werden, wenn der Gemeinde nicht durch Vorgaben der Raumplanung die Hände gebunden wären, so der Bürgermeister. Obwohl die Ansiedlung nicht zentrenschädlicher Einzelhandelsbetriebe dort ideal möglich wäre, scheitert dies an dem Umstand, dass dies in Gemeinden, die nicht Mittelzentrum oder Unterzentrum sind, nur für Betriebe bis zu einer Verkaufsfläche von 800 m² zulässig ist, womit Interessenten wie z.B. Bau- oder Gartenmärkte, welche größere Flächen benötigen, leider „bei uns nicht zum Zug kommen. Dies ist aus meiner Sicht nicht mehr zeitgemäß, da gerade Urbach als Scharnier zum ländlichen Raum Arbeitsplätze bieten könnte, die keinen allzu langen Anfahrtsweg erfordern“.
Auch für die jugendlichen LehrstellenbewerberInnen setzte sich der Bürgermeister an diesem Abend ein. Aktuell haben 38 Bewerber aus Urbach für den kommenden Herbst noch keinen Ausbildungsplatz. Nur noch 2 freie Ausbildungsstellen stehen dem gegenüber. Vielleicht war der Appell des Bürgermeisters nicht vergebens, und der eine oder die andere bisher glücklose erhält doch noch eine Lehrstelle.
Namens des Arbeitskreises Wirtschaftsförderung begrüßte Gemeinderätin Daniela Kurz die Gäste und ging dabei nicht nur auf statistische Fakten und Daten wie z.B. die Zahl der Arbeitsplätze in Urbach und der Einpendler von außerhalb in den Arbeitsort Urbach ein, sondern vor allem auch auf die „weichen Standortfaktoren“, die Urbach Unternehmen und ihren MitarbeiterInnen bietet. Für die Urbacher Industrievereinigung sprach der Geschäftsführer der Fa. Schock Metall Urbach, Klaus Göckmann, ein Grußwort und erinnerte an die Gründung der Industrievereinigung, die ebenfalls zum Ziel hatte und hat, gemeinsam interessierende Themen im Rahmen eines Netzwerkes zum Vorteil aller auszutauschen. Als Beispiel dafür führte er erfolgreiche Verhandlungen mit dem Stromanbieter über günstigere Strombezugskonditionen für die beteiligten Urbacher Unternehmen ins Feld.

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Das Unternehmerforum bot Gelegenheit, sich gegenseitig kennen zu lernen und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Gemeindeverwaltung und Arbeitskreis Wirtschaftsförderung Urbach danken den Sponsoren des Abends, allen voran der Volksbank Rems, die den großzügigen Betrag von 2.000 Euro gespendet hat. Außerdem der Firma Vossloh Schwabe GmbH für die Gestellung des Personals für die Bewirtung und der Urbacher Mineralquellen GmbH, welche die alkoholfreien Getränke übernommen hat. Die Urbacher Bäcker, Metzger und örtlichen Getränkehändler haben einen Sonderpreis gemacht. Der Gewerbeverein hat die Kosten für Bier und Wein getragen und auch die Urbacher Industrievereinigung hat einen Zuschuss zu den Catering-Kosten übernommen. Dafür herzlichen Dank.

Seine Philosophie: Es braucht nur verantwortliche, zupackende Unternehmer

Dass sich der Arbeitskreis Wirtschaftsförderung und die Gemeindeverwaltung den richtigen Gastreferenten für das 1. Urbacher Unternehmerforum ausgesucht hatten, daran ließen die Reaktionen des Auditoriums auf dessen Vortrag keinen Zweifel. Wolfgang Grupp, Inhaber von Trigema, Deutschlands größtem Hersteller von T-Shirts und Tennisbekleidung, hatte mit seinem Vortrag ins Schwarze getroffen, denn hier wurde nicht verklausuliert und theoretisiert, sondern Klartext gesprochen – griffig und nachvollziehbar, wenn auch in Teilen selbstironisch und sarkastisch.
Auf den „Standort Deutschland“, der nicht selten schon von Managern und Konzernlenkern schlecht geredet wurde, ließ Wolfgang Grupp nichts kommen. „Jeder Standort ist so gut, wie ihn der Unternehmer nutzt“. So kam es die zahlreichen ZuhörerInnen in der Auerbachhalle, nahezu alle selbst Gewerbetreibende, fast schon exotisch an, dass da einer stand, der nicht über hohe Lohnnebenkosten, die Steuerlast und die zermürbenden Folgen der Globalisierung lamentierte, sondern über ein Unternehmen berichtete, das zwar das letzte in Deutschland in seiner Branche ist, gleichwohl „noch nie Kurzarbeit hatte“ und noch keine Entlassung wegen Arbeitsmangel. Dass Kinder von Betriebsangehörigen auf jeden Fall einen Ausbildungsplatz bei Trigema garantiert bekommen, ist toll, doch durchaus auch eigennützig aus Sicht des Chefs. Grupp ist der Ansicht, der Firma könne nichts besseres passieren. Denn er kenne die Eltern, wisse, dass er sich auf sie verlassen könne, und habe die Erfahrung gemacht, dass der Apfel tatsächlich nicht weit vom Stamm fällt. Und wenn der Nachwuchs doch nicht so richtig mitziehe, dann sei es für die Eltern eine Frage der Ehre, dem nachzuhelfen.

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Trigema-Chef Wolfgang Grupp am Mikrofon beim 1. Urbacher Unternehmerforum in der Auerbachhalle.

Große Stücke hält Grupp auch auf seine älteren MitarbeiterInnen. Auf deren Erfahrung wolle und könne er gar nicht verzichten. Sie nicht zu haben, wäre für ihn ein großes Problem, deshalb ist für Trigema die „Freistellung“ über 50-jähriger kein Thema. Solches stiftet Identität zwischen Belegschaft und Firma. „Meine Mitarbeiter stehen zur Firma; auf die kann man sich verlassen“, lobt Grupp den Teamgeist in seinem Unternehmen. Dazu passt auch, dass er keine Auseinandersetzungen mit der Gewerkschaft zu fürchten braucht. Denn es werde alles mit den Mitarbeiterinnen besprochen, bevor es zu Problemen komme. Grupp: „Probleme müssen nicht in der Betriebsversammlung besprochen werden. Probleme werden sofort gelöst“. So sind auch sehr lange Betriebszugehörigkeiten keine Seltenheit. Nichts anfangen kann Grupp mit Managern, die nach dem Prinzip höher, schneller, weiter den Umsatz puschen und nur vom Streben nach Macht und Größe angetrieben werden. Auf die Rendite komme es an. Gut ist, was dem Unternehmen nützt, so seine Einstellung. Sein Heil nur in der Auslagerung von Produktion ins Ausland zu suchen, hält er nur insoweit für richtig, als es den Standort in der Heimat stützt und sichert. Auch weil auf längere Sicht zu befürchten ist, dass Entwicklung und Forschung der Produktion ins Ausland folgen, und Deutschland damit seinen größten Trumpf, sein know how, verspielen könnte.
Wer als Verantwortlicher seine Schäfchen ins Trockene bringt, während das Unternehmen vor die Hunde geht, bei dem handelt es sich nicht um den Unternehmer- bzw. Managertyp, der Grupp vorschwebt. Verantwortung, Vorbildfunktion und Disziplin zeichneten einen guten Unternehmer aus. Zur Verantwortung aber zähle auch die persönliche Haftung mit dem Privatvermögen. Das A & O, um auf dem Markt bestehen zu können, sei höchste Flexibilität und eine hohe Produktivität. Beides könne nur erreicht werden, wenn man die Mitarbeiterschaft in den Arbeitsprozess einbinde und sie beteilige, so die Erkenntnis von Wolfgang Grupp.

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